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Weltoffenes Thüringen

Geschichte des Flugplatzes
von 1917 bis Heute

Letzte Änderung: 03.10.2023 15:39Uhr
Ausschnitt aus der Flurkarte von Nohra (Gemarkung 5373, Flur-Nr. 5), © GDI-Th, DL-DE-BY-2.0.<br>
Rote Markierungen sind Änderungen gegenüber der Originalversion von 1883. Direkt an der Reichsstraße Nr. 7 ist der Bahnübergang, sowie einige dem Flugplatz zugehörige Gebäude sichtbar.
Abb. 1: Ausschnitt aus der Flurkarte von Nohra (Gemarkung 5373, Flur-Nr. 5), © GDI-Th, DL-DE-BY-2.0.
Rote Markierungen sind Änderungen gegenüber der Originalversion von 1883. Direkt an der Reichsstraße Nr. 7 ist der Bahnübergang, sowie einige dem Flugplatz zugehörige Gebäude sichtbar.
vor 1917
Weimar verfügte bereits seit 1911 über einen zivil genutzten Flugplatz am Webicht, auch Flugplatz „Neunzig Äcker“ genannt [1, 2].
Während des ersten Weltkrieges wurden jedoch neue Piloten und damit militärische Flugschulen und Flugplätze benötigt [3]. 1916 begann daher die Suche nach einem Gelände für einen neuen Flugplatz - die Wahl fiel auf Felder an der Reichsstraße Nr. 7 zwischen Ulla und Nohra.

1917
Angelegt wurde der Flugplatz im Jahr 1917 für die ersten militärischen Fliegertruppen. Er wurde als Rasenplatz genutzt, aber nie vollständig fertig gestellt. Der Platz verfügte über einen Bahnanschluss, eine Werft inklusive Luftbeobachungsposten und Verwaltungsräumen, sowie einigen Flugzeughallen. [4, 5, 6] Dafür mussten die lokalen Bauern enteignet werden. Allein für die nötigen Gleisanlagen wurden 19 Parteien (Bäuerinnen, Bauern sowie die Pfarrei und die Gemeinde Ulla) Dezember 1918 entschädigt. [7]

1919
Nach den Bestimmungen des Friedensvertrags von Versaille war es Deutschland verboten eine eigene Luftwaffe zu besitzen [8]. Aus diesem Grund wurde der Flugplatz Nohra in den Jahren 1919 - 1921 unter Aufsicht alliierter Militärs unbrauchbar gemacht. Die Flugzeughallen wurden 1919 bzw. Anfang der 1920er Jahre rückgebaut. Das Landefeld wurde an die ehemaligen Besitzer (Bauern aus Nohra und Ulla) verpachtet und der Teil des Platzes mit den verbliebenen Gebäuden wurde unter anderem zur Herstellung von Lokomotivanzündern und später als Brikettfabrik genutzt.

1926
1925/26 wurde in Weimar über das Neuanlegen des Flugplatzes (nach Außen für nicht militärische Zwecke) diskutiert [9, 10, 11], wobei die Hauptkritikpunkte die Enteignung und fehlende Entschädigung der Bauern [12, 13] sowie die im Vergleich zu anderen Städten eher ungeeigneten Gelände waren [14, 15]. Am 24.12.1926 wurde durch den Reichsverkehrsminister die Genehmigung zum Anlegen eines Flugplatzes in Nohra erteilt [16] und es konnten erste Schritte hin zu einer Neueinrichtung des Platzes erfolgen.

1928 - 1933
Postkarte der Heimatschule
Abb. 2: Postkarte der Heimatschule
Bis 1928 blieb es jedoch noch relativ still um den Platz. Dann erfolgte die Eröffnung der Heimatschule Mitteldeutschland e.V. auf dem ehemaligen Heeresflugplatz Nohra. An ihr wurden unter Anderem Wehrsportlehrgänge durchgeführt [17]. Mit Entwicklung des Freiwilligen Arbeitsdienstes (FAD) ab 1931 wurde die Schule ein Zentrum für diese Form der Beschäftigung Jugendlicher [18]. Hauptarbeiten waren Bodenverbesserungs- und Instandsetzungsarbeiten auf dem Flugplatz und der Straßen- und Wegebau. Die Belegschaftsstärke betrug bis zu 400 Mann. Jedoch wurden in Verbindung mit Segelflugvereinen, die später in den Deutschen Luftsport-Verband aufgingen sowie der "Ingenieurschule Weimar" wurden auch versteckt Piloten für die Reichswehr ausgebildet.
Vom 3.3.1933 bis zum 28. Juli 1933 wurde die Heimatschule als "Schutzhaftlager" für politische Gegner genutzt [19, 20]. Dieses erste "KZ" in Deutschland wurde unter anderem durch die SA bewacht. Es wird davon ausgegangen, dass ca. 260 Häftlinge das Lager durchliefen. [21]
Nachdem seitens offizieller Stellen Bedarf am Flugplatz angemeldet wurde und der Weimarer Stadtrat 1932 den Wiederaufbau des Flugplatzes beschlossen hatte, starteten im März 1933 umfangreiche Um- und Neubauarbeiten im Bereich der Flughallen [22]. Doch erst am 1. Oktober 1933 erfolgte die Schließung der Heimatschule als Zentrum des FAD.
Der Flugplatz sollte Hauptübungsstelle für Thüringen werden.

1935
Nohra wurde Ausbildungsstätte der Fliegergruppe XI Thüringen des Deutschen Luftsport-Verbandes. Dahinter verbarg sich die noch getarnte Luftwaffe, welche einen enormen Bedarf an Piloten hatte.
Nach der offiziellen Enttarnung der Luftwaffe am 1.März 1935 wurde aus dem Flugplatz der "Fliegerhorst Weimar-Nohra".

1937
Bau und Fertigstellung der Kasernenanlage im Wald.
Anschließend wurde der Standort vorwiegend für Ausbildungszwecke genutzt. Allerdings wurden während des Krieges auch Einheiten zur Auffrischung hierher verlegt.

1944 - 1945
Nach Eroberung der Lufthoheit über Deutschland wurden die Flugplätze der Luftwaffe ein bevorzugtes Ziel der Alliierten. Auch der Fliegerhorst Nohra wurde mehrfach angegriffen und dabei Flugzeuge und Gebäude zerstört.

11. April 1945
Grab für die am 11.4.1945 gefallenen Soldaten
Abb. 3: Grab für die am 11.4.1945 gefallenen Soldaten
Am 11. April sprengte eine hastig zusammengestellte Truppe aus dem Fliegerhorst die Autobahnbrücke bei Nohra, um die Amerikaner aufzuhalten. Diese stellten ihre Panzer in einer Reihe auf und schossen das gegenüberliegende Waldstück zusammen. Dort hatten sich die Luftwaffensoldaten eingegraben. Alle 19 Mann kamen dabei um. Ihr Grab befindet sich in dem besagten Waldstück an der Autobahn.
Die 9. Airforce der US-Armee übernahm noch am selben Tag den Flugplatz. Sie stationierte eine Einheit zur Luftraumüberwachung. Das 825th Flugplatzbaubataillon begann einige der zerstörten Hallen und Gebäude wieder aufzubauen.

13.April bis 5.Juli 1945
Me 262 am 8.5.1945 auf dem Fluplatz Nohra, Quelle: Orville Iverson
Abb. 4: Me 262 am 8.5.1945 auf dem Fluplatz Nohra, Quelle: Orville Iverson
Der Platz wurde vom 13. April bis 5.Juli 1945 vom Hauptquartier der 9. Fliegerkommandantur (HQ IX Fighter Command) und dem 153. Verbindungsgeschwader (153th Liason Squadron) genutzt. Die Amerikaner verwendeten den Flugplatz zum Ausfliegen von Buchenwaldhäftlingen. Auch landen mehrmals Vertreter der internationalen Presse, Kongressabgeordnete sowie Senatoren in Nohra. Sie wurden zur Besichtigung des KZ Buchenwald eingeflogen.
Am 8.Mai 1945 landeten ein Düsenjäger Me-262 und eine Ju88 in Nohra. Ihre Insassen waren auf der Flucht vor der Sowjetischen Armee. [23]

1945
Zwischen 1945 und 1947 wurde der Flugplatz wieder an Landwirte der Gemeinden Nohra, Ulla und Hopfgarten übergeben, die ihn landwirtschaftlich nutzten. Parallel fand eine militärische Nutzung von Teilen des Platzes durch die Rote Armee statt, wobei immer wieder Probleme wegen gegensätzlicher Zielstellungen auftraten.
Abriss und Abbau aller Hallen und Verbringung in die Sowjetunion. Einige Dienstgebäude aus den 30er Jahren blieben allerdings bis 1992 erhalten.

1947
Nochmaliger Wiederaufbau des Flugplatzes und Nutzung durch die rote Armee.

1956 - 1992
Größter Sowjetischer Flugplatz für militärische Helikopter in der DDR

Dezember 1992
Übergabe des etwa 240ha großen Geländes an die Landesentwicklungsgesellschaft Thüringen.

1997
Einebnung des Flugplatzes mit Ausnahme eines Hangars.

2000
Aufgabe der Bewachung der Kaserne.

2008 - 2010
Zwischen 2008 und 2010 wurden alle Gebäude bis auf das Offizierskasino, die Kommandantenvilla und die Wache der Kaserne Nohra Süd eingeebnet. Das Denkmal des unbekannten Soldaten, sowie das Lenindenkmal blieben ebenfalls erhalten, wobei die Leninstatue saniert wurde.

Bautätigkeit unter der Sowjetarmee
50er Jahre: Neubau von Wohnblöcken nördlich der Zufahrt "Alte Wache".
Bau der ersten Flugleitstelle und 16 Stellplätze (Beton) für Hubschrauber
70er Jahre: Erweiterung des Flugplatzgeländes, kleine Wartungshalle für Hubschrauber errichtet, 14 zusätzliche Stellplätze für Hubschrauber
1978/1979: neue Flugleitstelle (3 gesch., Außentreppe), drei Staffelgebäude, weitere Unterkunftsbauten, Schule, Sporthalle - Plattenbauten von dt.Firmen errichtet.
1979/1980: 60 zusätzliche Hubschrauberstellplätze, Bau der Startbahn sowie der 720qm großen Wartungshalle inkl. Funktionsräumen und Heizhaus, weitere 18 Hubschrauberstellplätze in der N/O-Ecke (Ulla Festwiese)
1987: Erweiterung des Tank- und Munitionslagers
1992: Bei Truppenabzug wurden Fertigteile demontiert und zur Weiterverwendung nach Russland verbracht.

Weitere Informationen finden sie unter fliegerhorst-nohra.de.

Quellen

  1. E., "Die Weimarer Fliegerschule.", 24.05.1911, in Erfurter Allgemeiner Anzeiger (historisch)
  2. Cr., "Die Eröffnung des Flugplatzes in Weimar.", 01.07.1911, in Der Luftverkehr (historisch)
  3. "Vom Flugplatz Weimar", 11.10.1916, in Flugsport (historisch)
  4. GDI-Th, "Generalkarte von Nohra (Gemarkung 5373)", nach 1882
  5. GDI-Th, "Urkarte von Nohra (Gemarkung 5373, Flur-Nr. 5)", nach 1883
  6. Stadtarchiv Weimar, "Lageplan der Fliegerstation Weimar in Thüringen", 02.01.1918
  7. Stadtarchiv Weimar, "Abschrift aus den Akten des Amtsgerichts betr. Zwangsenteignung der Fliegerstation Nohra", 21.12.1918
  8. "Friedensvertrag von Versaille, Artkel 198-202", 28.06.1919
  9. E., "Weimar im europäischen Luftverkehr", 17.03.1925, in Deutschland (historisch)
  10. "Das moderne Kleinverkehrsflugzeug in Weimar", 15.02.1925, in Deutschland (historisch)
  11. Paul Carl Doernfeldt, "Der Mitteldeutsche Luftverkehr", 13.08.1925, in Deutschland (historisch)
  12. Willy Walter, "Um den Flugplatz Nohra", 22.11.1926, in Volk (historisch)
  13. "Die Kommunisten gegen den Landraub von Nohra", 22.11.1926, in Neue Zeitung (historisch)
  14. Pons-Presse Weimar-Jena, "Um die Vorherrschaft im thüringischen Luftverkehr", 20.08.1925, in Mitteldeutsche Zeitung (historisch)
  15. "Die Einrichtung des mitteldeutschen Luftverkehrs", 29.08.1925, in Jenaer Zeitung (historisch)
  16. Stadtarchiv Weimar, "Betreff: Flughafen Weimar, VI C L 879/26", 29.12.1926
  17. "Heimatschule-Nohra", 18.08.1932, in Der Nationalsozialist Weimar (historisch)
  18. "Freiwilliger Arbeitsdienst Weimar", 02.10.1932, in Der Nationalsozialist Weimar (historisch)
  19. "Massenreicher Abtransport", 05.03.1933, in Weimarische Zeitung (historisch)
  20. "Staatsminister Sauckel im Lager der verhafteten KPD-Führer", 07.03.1933, in Allgemeine Thüringische Landeszeitung Deutschland (historisch)
  21. Udo Wohlfeld, Falk Burkhardt, "Das Netz. Die Konzentrationslager in Thüringen 1933-1945.", 2000, ISBN 3-935275-01-3
  22. "Nohra als Lehrflugplatz", 14.04.1933, in Weimarische Zeitung (historisch)
  23. Orville Iverson, "VE Day & Germany afterwards"