Der Verein Flugplatz-Nohra e.V. macht zu Zwecken der Wissenschaft, Forschung und Lehre historische Zeitungsartikel zugänglich. Der Verein Flugplatz-Nohra e.V. distanziert sich ausdrücklich von allen rassistischen, antisemitischen und weiteren diskriminierenden Inhalten sowie von gewaltverherrlichenden und propagandistischen Darstellungen.
500 Weimarer flogen gestern mit der Luftwaffe
Großer Erfolg des Flugtages - 5000 Besucher in Nohra - 150 Starts 2500 Mark für die Winterhilfe
Das gute Wetter kam dem Flugtag des Fliegerhorstes Nohra sehr zu statten. Viele hunderte fuhren mit Omnibus, Triebwagen, Kraftrad oder Fahrrad hinaus zum Flughafen, wo gleich von Beginn der Veranstaltung an reges Leben und Treiben herrschte. Die Weimarer Bevölkerung hatte die Einladung der Luftwaffe mit Freuden aufgenommen und ließ sich die Gelegenheit nicht nehmen, den Fliegern in ihrem "Heim" einen Besuch abzustatten. Daß der Wind da draußen ein wenig "pfiff", wurde gern in Kauf genommen, denn es gab ja allerhand zu sehen, und außerdem wollte man ja fliegen. Dazu standen einige
Junkers "W34", ferner eine
Junkers "F13", eine
Fokke-Wulf "Möwe", und eine
Klemm-Innensteuerlimousine zur Verfügung. Der Andrang der Fluggäste steigerte sich in den Nachmittagsstunden derartig, daß man noch einige Maschinen einsetzen mußte; trotzdem sah sich der Fliegerhorstkommandant Major Koerner genötigt, den Kartenverkauf zu sperren, da man sonst überhaupt nicht mehr "durchgekommen" wäre.
Auf dem Flugfeld waren sauber ausgerichtet mehrere Staffeln von Übungsflugzeugen der Luftwaffe aufgestellt, es sind die bekannten Sportmaschinen von Fokke-Wulf, Heinkel, Arado usw., die wir täglich über Weimar sehen. Sie wurden natürlich vom Publikum weidlich in Augenschein genommen und gehörig bewundert. Rund 5000 Besucher waren gekommen, wahrscheinlich eine stolze Zahl und für den Anfang ganz unerwartet hoch.
Inzwischen wickelte sich der Flugbetrieb reibungslos und flott ab; Landung folgte auf Start und Start auf Landung, ohne Pause flogen die Maschinen, und wenn die Fluggäste die Kabinen verlassen hatten, dann waren sie begeistert von dem schönen Erlebnis. Freilich hätte es viel viel länger dauern können. Aber es waren ja so viele, die auch mit wollten, und da mußte man sich dazu halten.
Beifall über Beifall gab es, als die bekannten Kunstflieger Lochner-Dresden, Wendel-Erfurt und Graf Hagenburg ihre Kunstflugprogramme vorführten. Loopings, Rollen, Turns und Rückenflüge sowie kombinierte Achterfiguren sah man in schönster Vollendung. Lochner, der schon bei mancher Flugveranstaltung in Weimar startete und in Nohra als Fluglehrer tätig waren, fiel durch einige Rückenflüge in Bodennähe besonders auf. Er hat sich in der Flüssigkeit siener Figuren weiter fortgebildet und gehört neben Stör, Fieseler, Udet, Achgelis und Kropf mit zu unseren besten Kunstfliegern.
Die Flakkapelle Rudolstadt spielte zum Brummen der Motoren manche flotte Weise, und der Bratwurstrost vervollständigte das buntbewegte Bild, das einen Flugtag immer auszeichnet. Und als es Abend war und schon in der Dämmerung die letzten Fluggäste aus der Junkers stiegen, da konnte man als erfreuliches Ergebnis des Flugtages feststellen, daß rund 500 Fluggäste in 150 Flügen befördert worden waren. Dies ist eine Rekordzahl, wie sie bisher in Weimar noch bei keiner ähnlichen Gelegenheit erreicht werden konnte. Der Betrag von 250 M, der somit für die Winterhilfe zusammenkommt, kann sich neben den Ergebnissen anderer Großveranstaltungen wohl sehen lassen. Die Luftwaffe hat somit in jeder Hinsicht durch ihre erste Veranstaltung einen schönen Erfolg gehabt, zu dem man sie herzlich beglückwünschen kann, dies um so mehr, als ja im Flughafen Nohra noch längst nicht alle technischen Voraussetzungen in der gewünschten Vollendung in so kurzer zeit geschaffen werden konnten. Da´es gestern getan wurde, in der breiten Masse für den Fluggedanken zu werben, dafür lieferte die Luftwaffe den besten Beweis.
Möge nun jeder, der gestern einen kurzen Rundflug mitgemacht hat, sich nicht mit dem einmaligen Erlebnis begnügen, sondern stets den Wunsch haben, bei jeder nur sich bietenden Gelegenheit erneut ins Flugzeug zu steigen. Wir haben Deutschland in der Lufthansa ein herrliches Verkehrsmittel dessen sich die Deutschen noch viel mehr bedienen müssen. Die Sicherheit der deutschen Fliegerei ist in der ganzen Welt vorbildlich, und das deutsche Luftverkehrsnetz weiter auszubauen und den Aufstieg der Verkehrsfliegerei und der Fliegerei überhaupt zu fördern, dran mitzuarbeiten soll unser aller Aufgaben sein. So muß sich auch nach dieser Richtung hin ein Flugtag wie er gestern abgehalten wurde, auswirken und dazu beitragen, der Fliegerei immer neue begeisterte Freunde und Förderer zu erwerben.
Da gestern etwa 100 Fluggäste wegen Mangel an Zeit und Maschinen nicht mehr geflogen werden konnten, und nach dem großartigen Erfolg auch die Luft bekommen haben werden, die gestern noch nicht in Nohra waren, so dürfte es sich empfehlen, einen ähnlichen Flugtag bald wieder zu wiederholen.
- bn -
Bildunterschriften:
Lochner mit seinem
"Stiglitz" vor dem Start. Die Tiefdecker rechts und links sind
Junkers "W34" mit BMW-Sternmotor. (Aufn.: Gaufilmstelle, Schäfer)