Die Eröffnung des Flugplatzes in Weimar.
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Die Eröffnung des Flugplatzes in Weimar. Am 8. Juni ist in Weimar der Flugplatz aus den "Neunzig Äckern" (bei Oberweimar) eröffnet worden. Die Veranlassung zur Anlage des Platzes gab der Anfang März stattgefundene Überlandflug Gothe-Weimar-Erfurt-Gotha. Die Feier wurde auf ¾5 Uhr festgesetzt und das Publikum traf auch pünktlich und zahlreich ein. Um ¾6 Uhr erschienen der Großherzog, der Herzog und die Herzogin von Altenburg mit Gefolge. Kurz vor 6 Uhr leitete Herr Rechtsanwalt G. Mardersteig, der Feier durch eine Rede ein: Er führte aus, wie die ersten Menschen an den Hängen von Taubach und Ehringsdorf vor vielen hundert Jahren den Kranichen, die sich gliegend ihren Nachstellungen entzogen, sehnsüchtig nachsahen und wie später fahrende Sänger das Lied vom Fluge Wielands des Schmiedes am Hofe der Thüringerischen Königin Basena sangen. Dann erwähnte er den großen Dichterfürsten in Weimar, der noch vor 100 Jahren in seinem "Faust" scherzlich ausrief:
"Ach, zu des Geistes Flügeln wird so leicht Kein körperlicher Flügel sich gesellen."
Zum Schluß drückt er den Wunsch aus, daß der Flugplatz Weimar ein Rüstzeug einer neuen menschlichen Kuldur würde und ließ den Großherzog, als den Protektor des Flugplatzes, hochleben.
Nachdem die "Wartburg-Hymne" gespielt worden war, zeigte Herr Rechtsanwald Mardersteig die Anlage des Platzes. Um ¾7 Uhr verkündetigte er , daß nicht geflogen würde, weil man infolge des Sturmes (er war bis zu einer Stärke von 14 sek.-m herangewachsen) das Leben der Flieger nicht aufs Spiel setzen dürfte.
Das Publikum zerstreute sich, nachdem es die Gelegenheit benutzt hatte, sich die in den Schuppen befindlichen Apparate und die Anlagen des Platzes zu besehen. Die Apparate gefielen besonders durch ihr "sauberes Aussehen". Es waren 2 Wright-Doppeldecker neuester Konstruktion (mit Höhensteuer hinten am Schwanzteil). Der eine mit der Nummer 23 wurde noch am selben Abend abmontiert, um nach Berlin geschickt zu weden, wo er am Deutschen Rundflug 1911 teilnehmen sollte.
Der Flugplatz befindet sich auf dem alten Exerzierplatz. An der Landstraße (Weimar-Apolda) ist der Eingang mit einem Billethäuschen. Daneben steht ein Schuppen mit Gasolinanlagen zum Füllen von Luftschiffen. Dann folgt der Zuschauerraum mit den unvermeidlichen 2 Erfrischungsräumen und einem schönen kleinen Pavillion für hohe Gäste. Daran schließt sich das Klubhaus mit Empfangszimmern, einer Plattform auf dem Dache und einer Werkstattt für Reparaturen. Den Schluß bilden die geräumigen Schuppen für Flugmaschinen. Ungefähr 5 m vor dem Klubhause steht ein Baum, den man wohl nicht hätte stehen lassen sollen; wie leicht kann ein Apparat daran hängen bleiben!
Der Platz liegt auf einer Hochfläche und die schön weiß gestrichenen Schuppen machen von weitem von der Bahn (Weimar-Gera), einen sauberen Eindruck.
Cr.
Anm.: das genaue Datum der Publikation ist nicht unbekannt. Auch der Titel der Zeitschrift ist nicht sicher.